Sage aus Ehrenhausen
Aus dem Buch „Der steirische Sagenschatz“ von Johann Schleich:
(Bild: Illustration von Mag. Roswitha Dautermann, Künstlerin, 1999)
Die Wein trinkende Schlange
Der alte Hausknecht Johann vom Schloss Ehrenhausen, der später Bürger in Straß vulgo Hofdrescher wurde, erzählte, dass zu seiner Zeit
(um 1800) auf den Fässern im Herrschaftskeller zu Ehrenhausen vom besten Wein immer die Steine, womit man das Beiloch
verlegte, weggeschoben wurden und alles herum mit Wein „derpritschelt“ war.
Weil man Diebe vermutete, stellten sich der Hausknecht und der Jägerbursche auf der Vorstiege mit Gewehren auf die Pass
(zum Aufpassen). Nach zehn Uhr nachts kroch durch das Gitter des Kellerfensters eine große Schlange herein und soff aus den
Fässern den Wein. Beide Männer schossen durch die halbgeöffnete Kellertür auf sie und trafen sie auch.
Da Schlug die Schlange mit ihrem Schweif das Kellergewölb durch, die beiden Männer aber sperrten die Tür zu. Als man die
Schlange anderntags „toter ausstreifte“, wog man sie. Sie hatte fünf Zentner und 28 Pfund. Als man den Steinhaufen vor dem
Kellerfenster entfernte, fand man ein menschliches Gerippe „der Mauer der Längs“ liegen; wahrscheinlich ist dieser Mensch
„kalt gemacht“, ermordet und dort eingescharrt worden.